Fridays for Future, vegane Ernährung und Elektromobilität – mit der Nachhaltigkeit hat die Generation Z das Thema ihrer Generation bereits gefunden. Während sich auf Gebieten wie dem Bahnverkehr oder durch Biogas angetriebene Busse bereits deutliche Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit erkennen lassen, steht vor allem der Flugverkehr oftmals in der Kritik.
Überblick
Im Allgemeinen ist Nachhaltigkeit als das Bestreben definiert, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen und dabei sicherzustellen, dass ebenfalls die Generationen der Zukunft und deren Bedürfnisse befriedigt werden können. Um diese Nachhaltigkeit zu erreichen muss den Bereichen Ökonomie, Soziales und Ökologie gleichermaßen Bedeutung zugemessen werden. Unter der hier fokussierten Ökologie wird der ungestörte Haushalt der Natur verstanden. Die Beförderung von Personen, Fracht und Post hat einen Anteil an der Klimawirkung von 4,9%. Besonders der Ausblick auf den Passagierflugverkehr bis zum Jahre 2039 fällt hierbei durch exponentiell wachsende Zahlen auf. Ohne Gegenmaßnahmen wird der Anteil Klimawirkung des Flugverkehrs also deutlich ansteigen.
Entwicklung des weltweiten Passagierflugverkehrs von 2009 bis 2039 (in Milliarden Personenkilometern)
Quelle: Boeing, Commercial Market Outlook 2020-2039, Oktober 2020, S.9
Auswirkungen auf die Umwelt
Schadstoffemissionen
Durch seine Schadstoffemissionen hat der weltweite Flugverkehr heute einen Anteil am globalen CO2-Ausstoß von 3,01%. Auch Eis- und Wolkenbildung sowie das Wetter im Allgemeinen werden durch Schadstoffemissionen, namentlich Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf, beeinflusst. Je nach deren Zusammensetzung können des weiteren Stoffe wie Kohlenmonoxid oder Schwefeloxide beim Menschen zu beispielsweise reduzierter Sauerstoffkapazität im Blut führen. Zu den Quellen der genannten Emissionen zählen der Flugbetrieb durch die Triebwerke und den APU-Betrieb sowie die Wartezeit der Flugzeuge in Luft und Boden. Ferner entstehen Schadstoffemissionen durch die Flugzeugabfertigung aufgrund der benötigten Kraftfahrzeuge sowie Enteisung und Betankung der Maschinen. Ebenfalls als Emissionsquelle zu nennen sind der landseitige Verkehr durch Passagiere und deren Begleiter, Besucher und Beschäftigte des Flughafens sowie der Lieferbetrieb für das Fracht- und Postaufkommen.
Aufteilungen der CO2-Emissionen im Jahre 2018 (in Prozent)
Quelle: Emissionen eines Flugzeugs - Klimakiller Nr. 1? - Klimaschutz-Portal
Kondensstreifen
Aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf die Klimawirkung müssen außerdem Kondensstreifen beachtet werden. Der Ausstoß von Wasserdampf sowie Rußpartikeln beschleunigt die Entstehung von Kondensstreifen in der Troposphäre. Wenn Wasser und Rußpartikel in der Luft kondensieren und gefrieren entstehen linienförmige Wolken, welche die einzigen vom Menschen erzeugten Eiswolken sind. Die langlebigen unter den Kondensstreifen zerfließen in der Luft und formen anschließend Zirruswolken, welche einen vergleichsweise starken Treibhauseffekt als Folge haben, da sie aufgrund ihrer Transparenz und Lage in der hohen Troposphäre Sonnenstrahlen nicht ins Weltall reflektieren können. Die Kondensstreifen erwärmen das Klima mehr wie der C02–Ausstoß. Sie entstehen vor allem auf Langstreckenflügen, die diese Flughöhen von 8 bis 13 Kilometer erreichen.
Fluglärm
Ebenfalls umweltschädigend ist der Fluglärm der Flugzeuge. Die Phase der höchsten Lärmintensität stellt hierbei die Start- und Landungsphase dar. Während dieser entstehen starke Geräusche aufgrund der Triebwerke sowie durch die aufströmende Luft, welche am Flugzeug entsteht. Der eigentliche Flugbetrieb lässt nur in näherer Umgebung des Flugzeuges eher geringen Lärm entstehen. Jedoch ist das Thema Fluglärm aufgrund mangelnder Definition der rechtlichen Zugehörigkeit der Bereiche der Fluglärmentstehung nicht klar im Gesetz geregelt. Zu den Auswirkungen des Fluglärmes auf die Menschen zählen die Folgenden: Lernbehinderungen bei Kindern, Depressionen, Schlaganfälle oder auch Herzinfarkt bzw. Herzschwächen.
Fluglärmschutz
Um für Schutz vor Fluglärm zu sorgen gibt es aktive Maßnahmen, welche direkt am Flugzeug als Lernquelle stattfinden, sowie passive Maßnahmen wie beispielsweise Schallisolierung an Gebäuden. Nicht jede Maßnahme kann jedoch eindeutig einer der Kategorien zugeordnet werden. Maßnahmen sind die Abschirmung der Lärmquelle, Raumplanung, Verkehrsvermeidung und nächtliche Betriebsbeschränkung. Bei der Abschirmung einer Lärmquelle ist es nicht möglich die Flugzeuge mit Lärmschutzwänden zu isolieren, da die Immissionsorte, also die vom Fluglärm betroffenen Personen oder Gebäude, zumeist von oben mit dem Lärm belastet werden. Anstelle dessen ist es möglich Flughafengelände durch Lärmschutzwände abzuschirmen und somit den Bodenlärm zu verringern. Die Raumplanung kann auf lange Sicht verhindern, dass neuere Flugplätze sowie Start- und Landebahnen nicht in dichter besiedelten Gebieten erbaut werden. Durch verändertes Konsumverhalten der Menschen, wie beispielsweise weniger Nachfrage von Produkten, welche durch Luftfracht transportiert werden müssen, könnte ein Teil des Verkehres und somit auch des Lärms vermieden werden. Zu guter Letzt wirkt sich ein Nachtflugverbot positiv auf die Menschen aus, da diese somit nicht bei lärmsensitiven Tätigkeiten, wie dem Schlafen, gestört werden.
Flächenverbrauch
Ökologische Belastung finden im Luftverkehr ebenfalls durch Flächenverbrauch statt. Im Zuge des Wachstums des Luftverkehres benötigt dieser stetig mehr Flächenkapazitäten für unter anderem Terminals, Parkhäuser oder auch Rollwege, welche somit nicht mehr der land- bzw. forstwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen. Um Frost auf den Bahnen zu vermeiden wird beim Bau der Start- und Landebahnen der Grundwasserspiegel abgesenkt, was die umliegenden Felder trockener und deren landwirtschaftliche Nutzung schwerer macht. Der von Flughafenbetreibern durch Vertikalbrunnen versuchte Ausgleich für ausreichend Wasserverfügbarkeit im Umland reicht hierbei nicht aus. Positiv anzusehen ist jedoch, dass Flughafengelände nur zu 35% bebaut werden und der restliche Teil eine Grünfläche als Lebensraum für Tiere ist. Als ein positives Beispiel für effiziente Flächennutzung kann der Frankfurter Flughafen genannt werden. Dieser umfasst nur 20 Quadratkilometer und zählt somit zu einem der kompaktesten Großflughäfen der Welt. Die Systeme und Services des Fraport zeichnen sich durch hohe Funktionalität bei minimalen Flächenverbrauch aus. Durch diese effiziente Nutzung der Betriebsflächen des Flughafens wird das umliegende Rhein-Main-Gebiet in noch vertretbarem Maße belastet. Die Flughafenbetreiber des Fraport gleichen die Nutzung der Fläche außerdem durch gezielte Aufforstungsprogramme aus.
Einfluss der Billigfluggesellschaften
Vergleicht man die verschiedenen Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften, so wird deutlich, dass die Klimabilanz der Billigfluggesellschaften besser ist als die der klassischen Linienfluggesellschaften. Zum einen haben Billigfluggesellschaften eine höhere Sitzplatzauslastung, wodurch der CO2-Ausstoß pro Passagier sinkt. Zum anderen werden neuere, zumeist energieeffizientere und umweltfreundlichere Flugzeuge verwendet. Ferner fliegen Passagiere von Billigflügen zumeist direkt an ihre Zieldestinationen und legen keine Zwischenstopps ein, welche den CO2-Ausstoß einer Flugreise bis zu 37% erhöhen. Dieser positive Aspekt wird jedoch dadurch ausgeglichen, dass günstige Angebote die Nachfrage an diesen erhöht.
Handlungsfelder
Die Handlungsnotwendigkeit im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit im Luftverkehr ist unumstreitbar. Folgende Handlungsfelder bieten hierbei Ansatzpunkte zu nachhaltigerer Entwicklung.
Klimaschutzinstrumente
Verschiedene Organisationen, Unternehmen und Institutionen haben Klimaschutzinstrumente entwickelt, die dazu dienen sollen globale Klimaziele zu erreichen und den Luftverkehr umweltfreundlicher zu gestalten.
CORSIA
CORSIA (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) ist das Klimaschutzinstrument der ICAO. Das Ziel der Klimawirkungsverringerung soll dadurch erreicht werden, dass Fluggesesellschaften ihren CO2-Ausstoß messen und entsprechend kompensieren. Die Fluggesellschaften kaufen auf dem „CO2-Markt“ Zertifikate für Klimaschutzprojekte, um einen Ausgleich des verursachten CO2-Ausstoßes zu schaffen. Als Kritik hierbei sind zu nennen, dass es keine klaren Ziele für Emissionsminderungen gibt, Kondensstreifen in Berechnungen nicht miteinbegriffen werden sowie, dass die Zertifikate zu billig sind.
EU-Emissionshandel
Im Zentrum des Klimaschutzes der EU steht deren Instrument EU-ETS (EU – Emissions Trading System), welches alle Flüge berücksichtigt, die innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes starten und landen (sog. Reduced scope). Beim zugrundeliegenden Prinzip Cape & Trade ist Cape die festgelegte Obergrenze an ausstoßbaren Treibhausgas-Emissionen und Trade der Prozess, wobei Mitgliedsstaaten bestimmte Mengen an Emissionberechtigungen einkaufen. Diese Emissionsberechtigungen können ge- bzw. verkauft werden, wodurch der Preis steigt und die Unternehmen gewillt sind ihren Emissionsausstoß zu vermindern. Kritisch anzusehen ist, dass die Wirksamkeit dessen bisher gering ist, die Einsparziele zu niedrig angesetzt sind und die Emissionrechte zu günstig sind, um einen wirklichen Anreiz zur Emissionsreduzierung zu schaffen.
BDL Masterplan
Der BDL Masterplan ist ein Klimaschutzinstrument des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft mit dem Ziel einen CO2-neutralen Flughafen- und Flugverkehr zu erreichen. Das Prinzip ist es die Klimawirkung des Luftverkehrs durch bestimmte Maßnahmen wie Erneuerung der Flotten durch emissionsärmere Flugzeuge oder eine effizientere Flugführung im europäischen Luftraum zu reduzieren. Die Kritik am Masterplan richtet sich darauf, dass die Schritte nicht ausreichend sind um das Klimaproblem des Luftverkehrs zu lösen sowie die Unklarheit, bis wann welche Ziele erreicht werden sollen.
atmosfair
Atmosfair ist eine Klimaschutzorganisation aus Deutschland, welche ihren Schwerpunkt auf Reisen gelegt hat und aktiven Klimaschutz betreibt indem sie hauptsächlich Treibhausgase kompensiert. Zum einen tut sie dies indem Privatreisende die Emissionen ihrer Flugreisen kompensieren können, zum anderen können Unternehmen von atmosfair im Rahmen von Travelmanagement Hilfe bei der Verminderung der Klimawirkung ihrer Geschäftsreisen erhalten.
Lufthansa Group
Auch die Lufthansa Group hat sich eigene Klimaschutzziele gesetzt, nämlich bis zum Jahr 2050 eine neutrale CO2-Bilanz zu haben. Steckenpferde auf diesem Weg sind die Flottenerneuerung durch Investition in moderne und besonders treibstoffeffiziente Flugzeuge, Triebwerktechnologien sowie Engagement für nachhaltigen Flugkraftstoff, dem sog. Susatainable Aviation Fuel. Ebenfalls zu nennen ist die aktive Einbindung der Kunden in den Transformationsprozess, denn durch die Integration der Kompensationsplattform Compensaid in die Flugbuchungsprozesse der Lufthansa Group können Passagiere den für ihren Flug benötigten Treibstoff durch Sustainable Aviation Fuel ersetzen. Ein weiteres Steckenpferd ist der kontinuierliche Ausbau des intermodalen Transportes, d.h. der Kooperationen mit nachhaltigeren Verkehrsträgern wie der DB, welche bereits heute Zubringerstrecken für Flughäfen bedient. Auch am Boden möchte die Lufthansa Group bis 2030 auf eine CO2-neutrale Mobilität umgestellt haben.