Verkehr & Tourismus

Luftverkehr - Schiffsverkehr - Bahnverkehr - Straßenverkehr

 

MarketingkonzeptEs gibt nur eine Beförderungsklasse. Serviceleistungen sind wenn dann nur gegen Aufpreis möglich. Durch aggressive Preispolitik werden möglichst niedrige Preise angeboten. Die Distribution erfolgt überwiegend durch E-Commerce und Call Center. Werbung erfolgt vor allem durch die aggressive Kommunikation von Niedrigpreisen. Die Hauptzielgruppe von Billigfluggesellschaften sind Privatreisende. Zunehmend sind jedoch auch Geschäftsreisende hinzuzuzählen.

Nachfolgend werden die Punkte Produkt/Service, Preis/Kosten, Distribution, Kommunikation und Zielgruppe näher dargestellt.

 

Billigfluggesellschaften konzentrieren sich hauptsächlich auf die Kernleistung der Beförderung. Durch den Verzicht auf Dienstleistungen, die über die reine Transportleistung hinausgehen, entstehen Möglichkeiten der Kosteneinsparung und der Produktivitätssteigerung.

Im Gegensatz zum Linienflugverkehr erfolgt keine Differenzierung über verschiedene Beförderungsklassen. Die Wettbewerber der Billigfluggesellschaften unterscheiden sich durch die Sitzplatzdichte sowie gewisse Zusatzleistungen. Eine höhere Sitzplatzdichte wird durch eine engere Bestuhlung erreicht. Außerdem sind die Sitze in der Regel nicht verstellbar, um die Sitzbreite und den Sitzabstand verringern zu können. Der übliche Sitzabstand beträgt 79 bis 86 cm. Bei Billigfluggesellschaften wird dieser auf 74 bis 76 cm reduziert. Zwar wird die Beförderungskapazität erhöht, durch den Verzicht auf verschiedene Buchungsklassen wird jedoch die Produktqualität eingeschränkt. Der Komfort für die Passagiere sinkt, da sie weniger Raum zur Verfügung haben. Eine Differenz von 5 Zentimetern, erreicht durch geringeren Sitzabstand, erzielt bei 30 Reihen einen Platzgewinn von 1,5 Metern, welcher für zwei zusätzliche Sitzreihen ausreicht.

Billigfluggesellschaften bieten in der Regel nur wenig bis gar keinen kostenlosen Service. Dadurch ergeben sich erhebliche Kosteneinsparungsmöglichkeiten. Es wird auf Bordmaterialien, Bordverpflegung und sonstigen Kundenservice verzichtet. So werden beispielsweise an Bord keine Mahlzeiten angeboten, es gibt keine Kinderbetreuung, es werden keine Zeitungen und Zeitschriften bereitgestellt und an den Abflughäfen gibt es keine Lounges. Serviceleistungen sind, wenn überhaupt, nur gegen Aufpreis möglich. Durch den Verkauf von Snacks und Getränken an Bord, hohe Gebühren für die Mitnahme von Gepäck und Übergepäck und hohe Umbuchungsgebühren können die Billigfluggesellschaften zusätzliche Einnahmen generieren.

Der Preis stellt für die Billigfluggesellschaften das wichtigste Marketinginstrument dar. Sie betreiben eine aggressive Preispolitik. Der geringe Preis hat für die Kunden einen hohen Stellenwert und ist damit ein bedeutender Faktor für die Kundenbindung. Die Preise werden mit Annäherung an den Abflugzeitpunkt deutlich erhöht. Dadurch entsteht eine sogenannte ansteigende Preiskurve. Billigfluggesellschaften betreiben also eine dynamische Preispolitik. Dabei wird zunächst ein bestimmtes Kontingent von niedrigen Preisen festgelegt. Der Anteil des Kontingents liegt in der Regel bei 20 bis 30 Prozent. Nachdem dieses Kontingent verkauft ist, steigt der Preis in zeitlichen Abschnitten bis zum Abflugtag an und erreicht oder übersteigt sogar die Preise der etablierten Fluggesellschaften.

Die Distributionskosten bilden den größten Kostenblock nach den Betriebskosten für Personal und Treibstoff. Durch die hauptsächliche Benutzung des direkten Vertriebs können Kosten für Zwischenhändler, also Provisionen, oder Kosten für die Auflistung in den Globalen Distributionssystemen eingespart werden. Daher werden vor allem Call Center und das Internet als Absatzwege verwendet.

Zwar können Flugtickets mit Billigfluggesellschaften zunehmend auch in Reisebüros gebucht werden, diese Buchungen sind aber auf Grund der niedrigen Provisionen und Gebühren zumeist nicht kostendeckend. Die Buchungen lohnen sich für die Reisemittler erst, wenn der Flug mit weiteren Bausteinen wie Mietwagen oder Hotel kombiniert wird. Der Einsatz von elektronischen Tickets spart ebenso Distributionskosten.

Billigfluggesellschaften betreiben eine aggressive Kommunikation von Niedrigpreisen direkt an den Endverbraucher. Dabei wird der Preis in den Mittelpunkt gestellt. Bevorzugt wird ebenso wie bei den Ferienfluggesellschaften die Werbung in klassischen Medien. Das Kommunikationskonzept beinhaltet sowohl die klassische Werbung als auch die Nutzung von modernen Informationstechnologien.

Es gibt keine aufwendige Markenkommunikation. Die einzige Werbebotschaft sind die Niedrigpreise. Billigfluggesellschaften folgen der Überzeugung, dass die niedrigen Preise eine ausreichende Bindungswirkung haben. Daher gibt es nur selten Kundenbindungsprogramme. Weitere Gründe für den Verzicht auf Bonusprogramme sind eine zu geringe Netzgröße und fehlende Partnerschaften mit anderen Fluggesellschaften zur Einlösung der Prämien.

Die Hauptzielgruppe von Billigfluggesellschaften sind Privatreisende. Zunehmend sind jedoch auch Geschäftsreisende hinzuzuzählen. Die verstärkten Kosteneinsparungen in den Unternehmen führen dazu, dass die Geschäftsreisen auf Kurzstrecken beispielsweise mit PKW oder Bahn durchgeführt werden. Auf längeren Strecken ziehen Geschäftsreisende diese Alternative jedoch nicht in Betracht, da für sie die Reisedauer ein entscheidendes Kriterium für die Wahl des Verkehrsmittels ist und die Reisezeit mit dem Flugzeug kürzer ist. Daher sind Bahn-, PKW- und Billigflugreisen nur auf Kurzstrecken mit Reiseentfernungen zwischen 300 und 450 Kilometern Substitutionsprodukte.

Für Geschäftsreisende ergeben sich einige Nachteile bei der Nutzung von Billigfluggesellschaften. Die Umbuchbarkeit der Flugtickets ist nur eingeschränkt oder gar nicht möglich und Mitarbeiterkreditkarten (Corporate Cards) werden selten akzeptiert. Zudem gibt es für preiswerte Tickets lange Vorausbuchungsfristen, die jedoch von den Firmen nicht genutzt werden können, da Geschäftsreisen oftmals kurzfristig gebucht werden.