Tourismus Grundlagen

Verkehr - Hotellerie - Reiseveranstalter - Destinationen

 
 
 

Das Phänomen, das man mit dem modernen Begriff Tourismus umschreibt, tritt jedoch erst seit Ende des 19. Jahrhunderts auf. Ins 19. Jahrhundert fällt auch die Entstehung der Pauschalreise. Im Jahr 1841 veranstaltete der Engländer Thomas Cook für eine Gruppe von 570 Personen eine Reise von Leicester nach dem nahe gelegenen Loughborough.

Im Reisepreis inbegriffen waren die Fahrt in einem offenen Vergnügungszug, Tee und Schinkenbrote. Diese Exkursion gilt als die Geburtsstunde der Pauschalreise.

Markt der Reiseveranstalter

Mittlere und kleinere bzw. kleine Reiseveranstalter werden auch unter der Bezeichnung Mittelstand zusammengefasst. Eine einheitliche Mittelstandsdefinition, die auf alle Branchen zutrifft, gibt es nicht. Hier werden deshalb als mittelständische Reiseveranstalter alle Unternehmen definiert, die in einem Kalenderjahr weniger als 700.000 Reiseteilnehmer verbuchen konnten. Unternehmen, die jenseits dieser Grenze liegen, sind Großveranstalter. Zu den mittelständischen Reiseveranstaltern gehören folglich sowohl die mittleren als auch die Klein- und Kleinstveranstalter. Um diese grobe Mittelstandsdefinition zu verfeinern, unterscheidet man zwischen:

- großen mittelständischen Reiseveranstaltern, die jährlich zwischen 200.000 und 700.000 Teilnehmer verbuchen können;

- kleinen mittelständischen Reiseveranstaltern, die mindestens 10.000, aber weniger als 200.000 Teilnehmer pro Jahr haben und

- Kleinveranstaltern, die weniger als 10.000 Teilnehmer aufweisen.

Die Trennung zwischen Großveranstaltern und mittelständischen Veranstaltern bei 700.000 Teilnehmern pro Jahr ist sicherlich nicht verbindlich und generell gültig. Prinzipiell bleibt es jedem Analytiker überlassen, die ihm bzw. ihr am geeignetsten erscheinende definitorische Abgrenzung vorzunehmen.

  • Heutige Struktur des Veranstaltermarktes

Die Analyse des Veranstaltermarktes ist mit folgenden Schwierigkeiten verbunden:

-   Es gibt keine umfassende Statistik, die alle Veranstalter umfasst.

-   Die Unternehmen sind nicht dazu verpflichtet (und daher vielfach auch nicht bereit), für Marktstudien Auskunft zu erteilen.

-   Die Erfassungssystematik bei verschiedenen Erhebungen bzw. Marktsegmenten (z.B. Kreuzfahrten, Ferienhausanbieter, Flugpauschalveranstalter) ist uneinheitlich.

Die Zahlenreihen weisen, z.B. durch Marktveränderungen, Unternehmenszusammenschlüsse, Insolvenzen etc., Sprünge auf.

Strukturmerkmale des Veranstaltermarktes

- Das Teilnehmeraufkommen, und damit das Marktvolumen, der mittelständischen Reiseveranstalter übersteigt das der Großveranstalter.

- Das Marktwachstum in der Vergangenheit begünstigte die mittelständischen Kleinveranstalter stärker als die Großveranstalter.

- Die Entwicklung der Großveranstalter verläuft nicht einander gegenläufig. Die wesentlichen Konkurrenten für Großveranstalter stellen daher die kleinen und mittleren Reiseveranstalter dar.

Die Anbieterstruktur des deutschen Veranstaltermarktes zeichnet sich seit der Jahrtausendwende aus durch:

-   sieben Großveranstalter,

-   ca. 70 mittelgroße Veranstalter und

-   eine Vielzahl von kleinen und Kleinstveranstaltern.

Insgesamt umfasst der Markt etwa 1.700 Haupterwerbsreiseveranstal­ter. Neben diesen genannten Veranstaltern existieren noch ca. 1.000 Busreiseveranstalter (von insgesamt ca. 4.100 Busunternehmen in Deutschland), die regelmäßig Busreisen organisieren. Ebenfalls hier nicht berücksichtigt sind Reisemittler, die gelegentlich eigene Veranstaltungen organisieren (sog. veranstaltende Reisebüros). Ihre Zahl kann auf rund 800 bis 1.000 geschätzt werden. Fast man alle (auch) veranstaltend tätigen Unternehmen zusammen, so kann man also von etwa 3.500 veranstaltenden Unternehmen ausgehen. Die Struktur des Veranstaltermarktes ist trotz der viel beschworenen Kon­zentrations­prozesse nach wie vor durch einen gesunden Mittelstand ge­prägt.

Markt der Reisemittler

Ebenso wie die Zahl der Reiseveranstalter lässt sich auch die Zahl der Reisemittler in Deutschland nicht genau festmachen. Wenige große Reisebüroverbünde und viele kleinere Ein­zel­büros, die sich weitgehend in Kooperationen zusammengeschlossen haben, stehen im Dienste vieler Nachfrager. Somit liegt auch hier, ähnlich wie im Veranstaltermarkt, eine teiloligopolistische Struktur vor. Um die Jahrtausendwende erreichte die Zahl der Reisebüros mit über 20.000 Betriebsstellen ihren bisherigen Höhepunkt; seitdem ist sie leicht rückläufig. Insbesondere die Zahl der Voll-Reisebüros und Touristik-Reisebüros ist kontinuierlich zurückgegangen. Als Richtwert lässt sich merken, dass es heute (Stand: 2013) ca. 10.000 klassische, hauptberufliche Reisemittlerbetriebe sowie ca. 4.000 sonstige Nebenerwerbs-Buchungsstellen gibt.

Klassische Reisebüros stellen dabei solche mit mindestens einer Veranstalter- und mindestens einer Verkehrsträgerlizenz dar,  Business Travel-Reisebüros sind Reisebüros/Dienstleister/Betriebsstellen eines Firmenreisedienstes, die überwiegend Dienstreise- und Geschäftsreisekunden abwickeln. Mit touristischen Reisebüros sind Reisebüros mit mindestens zwei Veranstalterlizenzen, aber ohne eine Verkehrsträger­lizenz gemeint. Sonstige Buchungsstellen sind Reisevermittlungsstellen mit Veranstalterlizenzen, deren sonstige Haupterwerbsquellen nicht bekannt sind.

Die dennoch nach wie vor große Zahl der Betriebe ist ein Indiz dafür, dass die Reisemittlerbranche lange Zeit und in Teilen auch noch heute von mittelständischen Unternehmen geprägt ist. Seit einigen Jahren findet jedoch ein Konzentrationsprozess statt, der oft mit dem Sterben der „Tante-Emma-Läden“ im Lebensmitteleinzelhandel der 1970er und 1980er Jahre verglichen wird. Im Zuge dieses Konzentrationsprozesses schließen sich immer mehr mittelständische Einzelreisebüros einer Reisebürokette oder einem Franchisesystem an. Wird ein Büro Mitglied einer Reisebürokette, verliert es seine Selbständigkeit zugunsten der größeren Sicherheit, die die Existenz in der Kette bietet. Bedeutende Reisebüroketten sind beispielsweise Atlas, First, Hapag Lloyd und Thomas Cook.

Genaue Angaben zum Markt der Reisemittler und zu seiner Entwicklung sind sehr schwierig, weil sich viele mittelständische Reisebüroinhaber scheuen, betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Gesamtumsatz oder Umsatz pro Mitarbeiter bzw. pro Reservierungsterminal zu veröffentlichen. Sie befürchten einen Wettbewerbsnachteil, wenn diese Zahlen den Konkurrenten zugänglich sind.

Struktur des Reisemittlermarktes

Die Struktur des Reisemittlermarktes zeigt sich wie folgt:-

- wenige große Reisebüroketten und Franchisesysteme (ca. 60% des Gesamtmarktumsatzes);

- (noch) viele kleine Einzelbüros, größtenteils in Kooperationen organisiert;

- heute insgesamt ca. 14.000 Reisebüros (inkl. nebenberuflicher Buchungsstellen);

- davon ca. 10.000 Haupterwerbsreisebüros;

- 20–30 Ketten, Franchisesysteme und Kooperationen halten mehr als 90% des Gesamtmarktumsatzes.