Tourismus Grundlagen

Verkehr - Hotellerie - Reiseveranstalter - Destinationen

 

Das maximale touristische Marktpotential der Bundesrepublik, gemessen in potentiell reisenden Personen, entspricht der bundes­deutschen Gesamtbevölkerung. Da in einer bestimmten Periode, z.B. einem Kalenderjahr, nicht alle Personen eine oder gar mehrere Urlaubsreisen unter­nehmen, gibt die Zahl der Reisenden (Urlauber) die Anzahl der Personen an, die mindestens eine (Urlaubs-)Reise in der betrachteten Periode unternommen haben; die Reiseintensität bezieht diese Zahl auf die Gesamtbevölkerung.

Entwicklung des Gesamtpotentials der Reisenden und der Reisen

In Anlehnung an die Definition der Reiseanalyse des ehemaligen Studienkreises für Tourismus bzw. von F.U.R. wird die Reiseintensität wie folgt definiert:

Reiseintensität

Unter Reiseintensität (RI) wird (in Anlehnung an die F.U.R.) der prozentuale Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahren verstanden, der im Laufe eines Kalenderjahres mindestens eine Urlaubsreise von fünf Tagen/Nächten oder länger unternommen hat.

Die Reiseintensität ist in den letzten Jahrzehnten drastisch gestiegen. Während zu Beginn der 1970er Jahre ca. die Hälfte der Bevölkerung jährlich noch keine Urlaubs­reise gemacht hatte, schrumpfte die Zahl der Nicht-Urlauber bis Ende der 1980er Jahre auf ca. ein Drittel. Seit Mitte der 1990er Jahre machen somit ca. drei Viertel der Bundesdeutschen über 14 Jahren mindestens eine längere Haupt­urlaubs­reise pro Jahr. Deutsche Kinder bis 14 Jahren sind in dieser Kennzahl des Studien­kreises für Tourismus nicht berücksichtigt. Da auch sie zu einem großen Prozentsatz zu den bundes­­deutschen Reisenden zählen, müssen sie hinzuaddiert werden, um das wahre Gesamt­volumen der bundes­deutschen Reisenden für längere Reisen zu ermitteln. Die Personen, die als Reisende in Frage kommen, stellen die Adressaten für das Reise­veranstaltermarketing dar.

Seit Mitte der 1980er Jahre ist die durch­schnittliche Reisedauer in Tagen kontinuierlich gesunken. Nach wie vor ist die Zwei-Wochen-Reise die dominierende Urlaubs­reise, auch wenn die Zahl der drei Wochen dauernden Reisen in den 1980er Jahren deutlich anstieg. Das Absinken der durchschnittlichen Aufent­­haltsdauer lässt sich vor allem auf den Rück­gang der längeren Reisen (mit mehr als drei Wochen) zurückführen, die drastisch eingeschränkt wurden. Auslandsreisen dauern im Durchschnitt ca. drei Tage länger als Inlandsreisen.

Als Kurzreisen werden alle Reisen mit privatem Charakter von zwei bis vier Tagen Dauer, d.h. mit mindestens einer bis maximal drei Übernachtungen, bezeichnet. Solche Kurzurlaubsreisen werden sehr oft an verlängerten Wochenenden oder unter Einbeziehung von Feiertagen, vielfach in Form von Städtereisen, durchgeführt. Auch bei den Kurzurlauben muss wieder zwischen Kurz­urlaubs­reisenden (= Personen) und Kurzurlaubsreisen unterschieden werden. Kurzreiseintensität und -häufigkeit haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Kurzurlaubsreisen werden von der Mehrheit der Reisenden nicht als Ersatz, sondern als Ergän­zung zur größeren Urlaubsreise (mit fünf oder mehr Tagen Dauer) durch­geführt.

Potential der Pauschalreisenden bzw. der Veranstalter-Reisen

Bei der Ableitung von Aussagen über den Reiseveranstaltermarkt aus den Statistiken beispielsweise des Studienkreises für Tourismus ist zu beachten, dass für bestimmte Fragestellungen die Tabellen kritisch interpretiert bzw. modifiziert werden müssen. So wird vielfach das Marktvolumen an Reisen bzw. Reisenden weitgehend unabhängig davon dargestellt, ob es sich dabei um von Reise­veranstaltern organisierte Reisen handelt oder ob die Urlauber ihre Reise selbst organisiert haben.

Seit Mitte der 1980er Jahre kann ein kontinuierlich wachsender Anteil der Pauschalreisen (Voll- oder Teilpauschalreise) beobachtet werden. Ende der 1980er Jahre lässt sich jedoch eine stagnierend-schwankende Tendenz feststellen. Die Pauschalreiseintensität lag schon Mitte der 1990er Jahre bei ca. 40%; sie erreichte nach der Jahrtausendwende Rekordwerte von fast 50%. Nach wie vor ist die größere Zahl von Urlaubsreisen von den Urlaubern ohne Hilfe der Reise­veranstalter (oder anderer Organisationen) vorbereitet und durch­geführt worden. 50-60% aller Urlaubsreisen (ab fünf Tagen) sind Individualreisen. Bei den Pauschal­­reisen muss ferner berück­sichtigt werden, dass es sich nur bei einem Teil der Urlaubsreisen um Voll­pauschal­reisen handelt. Circa ein Viertel aller Pauschalreisen sind Teil­pauschalreisen (z. B. nur Unterkunft, nur Transport). Diese Leistungen werden vielfach direkt vom Reisebüro angeboten, sind also nicht von Reiseveranstaltern i.e.S. organisiert.

Für die Zukunft ist aufgrund des Nachfragetrends in Richtung einer individuelleren Urlaubs­­form und der Möglichkeit, sich mit Hilfe von Billigfluggesellschaften Reisen in eigener Regie preiswert zusammenzustellen, davon auszugehen, dass der Anteil der Pauschalreisen auf einem Niveau von ca. 50% stagnieren wird, es sei denn, es gelingt den Reiseveranstaltern, durch die Individualisierung und Flexibilisierung der Angebote Individualreisende zu Pauschalreisenden zu machen.